OMAS GEGEN RECHTS Berlin  /  Deutschland-Bündnis

Bericht aus der Projektgruppe „Biografien junger Kriegskinder, ca. 1940 bis 1948“

Von OMA F. per E-Mail:

Eine OMA GEGEN RECHTS berichtete in unserer Projektgruppe ‚ Biografien junger Kriegskinder, ca. 1940 bis 1948‘  von ihren ersten Lebensjahren in Berlin, Schlesien, Potsdam und Hamburg unter Bombenalarmen, Mangelernährung, psychischer Überforderung der Mutter, Flucht und Flüchtlingsstatus (Rechtlosigkeit), danach Hunger, extreme Kälte und Obdachlosigkeit in den Nachkriegsjahren anhand sehr detaillierter eigener, auch aufgeschriebener Erinnerungen.

Neben vielen, daraus resultierenden Problemen führte es später auch zum Engagement in der Friedens- und sozialen Arbeit und letztlich zum OMA-Engagement…

Ihr Fazit: Nehmt die Erinnerungen dieser kleinen Kinder (entgegen der damaligen Ideologie) unbedingt ernst. Sie haben sehr viel mitbekommen und aufgesogen und hätten dringend Hilfe zur Verarbeitung gebraucht – das ist äußerst wichtig für den Umgang mit und der erforderlichen Hilfe für heute geflüchtete Kinder in Familien, Kitas und Schulen!“

Beteiligung am demokratischen Prozess

Das Zentrum für politische Schönheit hat auf die Proteste gegen seine Gedenksäule, insbesondere den enthaltenen Bohrkern aus Asche und Knochensplittern von Holocaustopfern, reagiert, indem es den Bohrkern zunächst verhüllt und dann ausgetauscht hat. Des ursprünglichen Kerns, der seitens überlebt habender ehemaliger KZ-Häftlinge, Angehöriger Ermordeter und Vertretern von Interessenverbänden Entsetzen wegen Störung der Totenruhe und Pietätlosigkeit ausgelöst hatte, nahm sich die orthodoxe Rabbinerkonferenz an. Die Künstler indes geben keine Ruhe. Nun ist auf der Säule ein wohl aus vorchristlicher Zeit stammender Schwur zu lesen, der unzulässig viel Interpretationsspielraum lässt: „Ich schwöre Tod durch Wort und Tat, Wahl und eigne Hand – wenn ich kann – jedem der die Demokratie zerstört“. Die Verteidigung der Demokratie wird beschworen, zugleich jedoch auch Mord?!

Aber wenigstens wird nun die ursprüngliche Intention der Künstler etwas deutlicher, nämlich der Appell an heutige demokratische Kräfte. Der Austausch mit eben diesen trug also Früchte.

Warum nicht gleich so? Warum nicht vorher bei Betroffenen und deren Verbänden nachfragen, ob und wie sich mit künstlerischen Mitteln der Opfer nationalsozialistischer Herrschaft gedenken und gleichzeitig das Bündnis damaliger konservativer Kräfte mit der NSDAP anprangern lässt?

Es ist ein Lehrstück, aus dem wir alle lernen, nicht nur das Zentrum für Politische Schönheit: Demokratie fordern kann nur, wer den Diskurs sucht, Meinungen anderer respektiert und ernst nimmt, also Demokratie selbst lebt.

Omas gegen Rechts – Mahnwachen und Weihnachtsmärkte

Regelmäßig am 1. Freitag des Monats standen die OMAS GEGEN RECHTS BERLIN zwischen 15:00 und 16:00 Uhr an der Weltzeituhr am Alexanderplatz. Im November ging das plötzlich nicht mehr, wegen einer Ausstellung, in die die Weltzeituhr einbezogen würde, hieß es. Im November standen die OMAS dann frierend und wenig beachtet am Fuße des Fernsehturms. Der Standort gefiel uns nicht. Trotzdem werden wir auch an diesem Freitag wieder dort stehen, mahnend und zum Gespräch bereit. Vielleicht müssen wir uns auch einfach mal die Beine vertreten und ein wenig herumlaufen. Zu finden sind die OMAS GEGEN RECHTS BERLIN zwischen den Weihnachtsmärkten am Alexanderplatz und dem Neptunbrunnen, am Fuße des Fernsehturms Gontard- Ecke Panoramastraße, 10179 Berlin.

Standhaft sein, das bedeutet nicht, sich nicht zu bewegen. Aber manchmal muss man auf seinem Standpunkt beharren. So wie die Omas gegen Rechts in Celle.

Gegen den Verrat der Demokratie

Seit Montag, dem 02.12.2019, steht im Berliner Regierungsviertel zwischen Reichstagsgebäude und Bundeskanzleramt, einem Ort also, von dem einst millionenfache Vernichtung ausging, zur mahnenden Erinnerung auch an den vorherigen Verrat der Demokratie durch den Konservatismus eine 2,5 Meter hohe und 4 Tonnen schwere Säule mit einem Bohrkern aus Asche von Holocaust-Opfern. Errichtet wurde sie vom Zentrum für politische Schönheit. Am Samstag, dem 07.12.2019, wird dieser neuen Gedenkstätte ein Fundament aus Beton gegossen, zuvor jedoch um 15:00 Uhr der Zapfenstreich geblasen und ein Schwur geleistet für die Verteidigung der Demokratie und gegen die AfD bzw. Bündnisse mit dieser Partei.

https://sucht-uns.de/

Wer will sich Zeit nehmen hinzugehen?

#noafd #nonazis #nosteigbügelhalter

Aktualisierung am 04.12.2019: Wegen Protesten von jüdischen Institutionen, Verbänden und Einzelpersonen gegen diese Aktion, aber auch weil Angehörige Ermordeter und Überlebende sich durch das Zur-Schau-Stellen der Asche verletzt fühlen, wurde der Bohrkern inzwischen verhüllt, der Zapfenstreich mit Schwur ist abgesagt.