OMAS GEGEN RECHTS Berlin  /  Deutschland-Bündnis

Würdiges Gedenken – klares Signal gegen Geschichtsrevisionismus, Verschwörungsdenken und Antisemitismus

Etwa 250 Menschen versammelten sich heute auf dem Bebelplatz in Gedenken an die Reichsprogromnacht vor 81 Jahren. Trotz des schlechten Wetters waren auch viele OMAS GEGEN RECHTS gekommen. Am Platz der Bücherverbrennung von 1933 lasen wir Texte von Autoren vor, deren Bücher dort verbrannt oder von den Nazis verboten wurden. Auch die Bücherverbrennung war eine Vorbereitung der Nacht, in der 5 Jahre später die Synagogen brannten. Daran sind wir nicht schuld, aber dafür verantwortlich, dass es nicht wieder geschieht!

Ulla Schneider de Moreno las „Der Graben“ von Kurt Tucholsky.

„Mutter, wozu hast du deinen Sohn aufgezogen?
Hast dich zwanzig‘ Jahr mit ihm gequält?
Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen,
und du hast ihm leise was erzählt?
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Mutter, für den Graben.“

(Auszug)

Wir haben heute viele Gedichte und Prosastücke gehört, wir waren traurig und empört, aber wir haben auch gelacht. Zum Beispiel über die „Wahlesel“ von Heinrich Heine, vorgetragen von Sabine. Das 1855 geschriebene Gedicht ist hochaktuell. Es hat vielen auf dem Platz sehr gefallen und wir wurden gefragt, wo es zu finden ist. Deshalb stellen wir es Euch hier als Download zur Verfügung:  Die Wahlesel

Unser Heine, wie weitsichtig er doch war. In seiner Tragödie „Almansor“ geht es auch um eine Bücherverbrennung, um die des Korans nach der Eroberung des spanischen Granada durch christliche Ritter unter dem inquisitorischen Kardinal Francisco Jiménez de Cisneros 1499/1500 (siehe oben). Der Moslem Almansor ben Abdullah spricht mit Hassan, der verzweifelt gegen die christliche Besatzung kämpft:

Almansor:
Wir hörten daß der furchtbare Ximenes,
Inmitten auf dem Markte, zu Granada –
Mir starrt die Zung im Munde – den Koran
In eines Scheiterhaufens Flamme warf!

Hassan:
Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher
Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.

Die angekündigten Demonstranten aus dem Reichsbürger-Milieu, die „Unter den Linden“ marschieren wollten, ließen auf sich warten. Schließlich kamen sie doch in unsere Nähe und ihnen schallte lauter Protest entgegen. Sie kamen dann nicht mehr weiter. Ich glaube, da haben junge Leute im Weg gesessen.

Ja, es hat geregnet, es war kalt und ungemütlich – aber wir waren zusammen, und wir haben unsere Lieder gesungen und gegen das Vergessen gelesen.

Es war ein würdiges Gedenken und ein klares Signal gegen Geschichtsrevisionismus, Verschwörungsdenken und Antisemitismus, wie auch das Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin schreibt, dass zur Mitmachaktion aufgerufen hatte.

Stolpersteine putzen

Bericht von E.:

Vor ein paar Wochen haben G., Ch. und ich zwischen Görlitzer Bahnhof und Kottbusser Tor viele Stolpersteine geputzt und sehr viele durchweg positive Reaktionen erfahren. Wir waren nur zu dritt, mit Sandwich-Schild, Leibchen, Mütze und Buttons gut kenntlich.

Ich will Euch alle ermutigen es einfach auch zu machen! Unter  https://www.stolpersteine-berlin.de/de/stolpersteine-finden/ findet Ihr die Karte und die Liste mit fast 8000 Stolpersteinen in Berlin (es sind längst viel mehr, aber die Koordinierungsstelle kommt mit dem Liste vervollständigen kaum nach).

Sucht Euch einen Kiez aus, nennt einen Termin und fragt über die Mailingliste, wer mitmacht – drei OMAs sind schon eine Gruppe!

Ch. hat das ultimative Putzmittel hergestellt: 3-4 Esslöffel Salz in ca. 1/4 l Wasser auflösen, 1/4 l billigsten Essig dazu – fertig! Es macht die Steine fast selbsttätig sauber, es gibt kein milchiges Geschmiere, frau braucht nur weiche Lappen zum Abwischen und Polieren. Preiswerter und umweltfreundlicher gehts nicht!

Ich fände es toll, wenn es in den nächsten Wochen viele kleine Putzaktionen gäbe!

Die zwei Bücher „Stolpersteine in Berlin – Kiezspaziergänge“ (herausgegeben von der Koordinierungsstelle Stolpersteine / Aktives Museum) bringe ich zum Plenum mit und leihe sie gern aus.

Stolpersteine - werden von OMAS GEGEN RECHTS BERLIN geputzt

 

Ulla Schneider de Moreno las in der Vaterunser Gemeinde aus Borcherts Text „Dann gibt es nur eins – Sag NEIN!“

Aus ihrem Bericht:

„Zu den Zuhörern gehörten 5 junge Menschen, die unter der Aktion Sühnezeichen für 1 Jahr in verschiedene Länder (USA, Israel, Frankreich) in jüdischen Altenheimen Dienst leisten werden. Ich schreibe „leisten“, denn ich finde, das ist eine sehr anerkennenswerte Leistung. Drei von den Fünfen werden Medizin studieren, eine Jura, die fünfte habe ich nicht fragen können. Alle haben sich bei mir bedankt.

Hier fiel Borcherts Gedicht auf sehr fruchtbaren Boden, und ich danke der mutigen Pfarrerin Annemarie Werner dafür, dass sie mir Raum gab.

Den Segen/die Aussegnung der fünf jungen Leute nahm eine jüdische Freundin der Pfarrerin vor. Von der Sorte sollte es mehr Kirchenleute geben!“

Ulla Schneider de Moreno- Oma gegen Rechts

„Sag NEIN!
Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine, du, Mutter in Frisko und London, du, am Hoangho und am Mississippi, du, Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo – Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins:
Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!“