OMAS GEGEN RECHTS Berlin  /  Deutschland-Bündnis

Resignation – nein danke!

Ihr kennt das: Wenn wir bei der Mahnwache, bei Demonstrationen, bei der Teilnahme an Gedenkfeiern oder beim Stolpersteinputzen positive Reaktionen erleben, ein „Toll, dass Ihr euch so engagiert!“ hören, wenn unsere Flyer und Buttons gern entgegengenommen werden – dann spüren wir nicht nur, dass wir für die richtigen Dinge eintreten, sondern wir fühlen uns ermutigt und bestärkt auf unserem Weg.

Andererseits: Müssten wir nicht viel mehr aktive OMAS sein? Wie oft erzählen wir im Kreis der Freundinnen, im Sprachkurs, beim Sport oder wo auch immer von unserem Engagement als OMAS GEGEN RECHTS – und wie selten folgt dem interessierten Zuhören der Schritt sich den OGR aktiv anzuschließen?

Die Wichtigkeit unseres Einsatzes gegen rechts steht außer Frage. Gerade hat mich die Nachricht vom Wahlergebnis in Thüringen geschockt, wo zum ersten Mal ein Ministerpräsident mit AfD-Stimmen gewählt worden ist. Es ist zum Verzweifeln! Nein, wir müssen: „Jetzt erst recht!“ sagen und zuversichtlich bleiben, dass sich unser Kampf für den Erhalt und die Verbesserung sozialer und politischer Standards lohnt, dass es für unsere Kinder und Enkel eine lebenswerte Zukunft gibt, dass der point of no return noch nicht überschritten ist!

Die evangelische Kirche hat ihre diesjährige Fastenaktion „7 Wochen ohne“ unter das Motto „Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus!“ gestellt. Es ist eine Einladung diesen Gedanken in unserem Alltag wirken zu lassen. Ergänzend gibt es die Initiative Klimafasten. Resignation schwächt uns.  Als OMAS müssen wir darauf achten, alles zu vermeiden, was unsere Kräfte mindert. Wir sollten uns gegenseitig ermutigen und stärken! Lasst uns unsere Zukunftsängste überwinden, ebenso aufmerksam wie zuversichtlich vorwärts gehen!

Wir sind nicht allein und wir wollen sichtbar immer mehr werden!

Jetzt nach so vielen Jahren… (Filmempfehlung)

„Bis 1923 war das idyllische Rhina in Oberhessen ein Ort, in dem mehr als die Hälfte der Dorfbewohner jüdisch waren. Lange Zeit wurde es „Klein-Jerusalem“ genannt. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde diese alte jüdische Gemeinde zugrunde gerichtet, und die meisten Juden wurden in Konzentrationslager deportiert.“

So beginnt der Artikel zum Film, der noch auf der Webseite des hr-Fernsehens verfügbar ist. Ich empfehle Euch allen diesen Film. Ein Teil meiner Familie hat von 1973-2016 in Rhina gelebt und sich für die Geschichte des Ortes interessiert. Meine Cousine war damals etwa 14 Jahre alt und kommt im Film zu Wort, als eine Gruppe Jugendlicher interviewt wurde.

Der Film erhielt den Grimme-Preis in Gold. Der Hessische Rundfunk zeigt ihn in einer restaurierten Fassung.

Jetzt nach so vielen Jahren

Vielfältiges Gedenken über den Holocaust-Gedenktag hinaus

Am 27. Januar haben wir OMAS uns in mehreren Gruppen an zahlreichen Gedenkveranstaltungen beteiligt, die aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz stattfanden, so am T4-Denkmal für die Euthanasie-Opfer, am Denkmal für die ermordeten Homosexuellen und am Denkmal für die Sinti-und-Roma-Opfer des Nationalsozialismus.

Abends trafen wir uns bei der Lichterkette vor dem ehemaligen jüdischen Waisenhaus in Pankow. Dieses Jahr war die Teilnehmerzahl so groß, dass die Polizei nicht umhin konnte auch die Fahrbahn für den Lichterzug frei zu geben und ihn nicht auf den Gehweg zu beschränken! Beendet wurde diese eindrucksvolle Veranstaltung in der alten Pfarrkirche Pankow.

Am bewegendsten für mich war die Teilnahme an der Aktion Erinnerungsort Altglienicke (www.erinnerungsort-altglienicke.de), über die ich schon informiert habe.

Am Eingang zum imposanten Ratssaal im Rathaus Köpenick bekam jede von uns einen Umschlag, der den Namen und die Lebensdaten eines der anonym bestatteten NS-Opfers enthielt, dazu einen Auszug aus der Gräberliste und Informationen zum KZ Sachsenhausen und der dortigen Gedenkstätte.

Ich las: „Jan Kęsikowski, 24.6.1907-14.6.1941“. Sofort fühlte ich mich unmittelbar bewegt und mit diesem Menschen verbunden, denn der 24.6. ist für meine Familie und mich ein besonderer, glücklicher Tag. Jan Kęsikowski jedoch hat seinen 34. Geburtstag nicht mehr erlebt, er starb zehn Tage vorher im Krankenrevier des KZ Sachsenhausen. Wie viele Geburtstage er wohl unbeschwert und hoffnungsvoll ins neue Lebensjahr blickend verbringen konnte? Kalisch heißt sein Geburtsort. Ich finde die Kleinstadt Kalisz östlich von Posen, 400 km von Berlin entfernt. Wann und auf welchem Weg ist  Jan Kęsikowski  aus Polen nach Deutschland gekommen, wann ins KZ Sachsenhausen? „Arbeiter“ steht auf der Gräberliste: Zwangsarbeiter? So viele offene Fragen sind in meinen Gedanken.

Zunächst hieß es am Montag jedoch die erhaltenen Daten nach ganz genauen Vorgaben aufzuschreiben. Das erforderte etwas Übung und Konzentration, bis wir unsere beschriebenen Blätter abgeben konnten. Dabei kamen wir auch mit der Künstlerin Katharina Gruber und dem Initiator des Projekts, Klaus Leutner, ins Gespräch. Frau Gruber berichtete uns, dass am Vormittag mehrere Schulklassen sowie Gruppen von Bundeswehrsoldaten und Polizisten am Namenschreiben teilgenommen hatten.

Im April soll es eine zweite Schreibaktion geben – dann können sich hoffentlich weitere von uns OMAS beteiligen.

Bis zur Errichtung der Glaswand mit allen Namen auf dem Friedhof Altglienicke wird wohl noch einige Zeit vergehen; ich freue mich schon heute darauf, bei dieser Gelegenheit nicht nur mit OMAS, sondern womöglich auch mit Angehörigen der endlich nicht mehr Namenlosen zusammen zu treffen.

Große Oper im intimen Rahmen!

Im dichtbesetzten Kiez Cafe‘ MadamMe bezauberte uns eine kleine Delegation der Komischen Oper mit einem Mix von ihren Nummern aus Oper, Operette, Musical plus einem Volkslied. Wir hatten die seltene Gelegenheit, brilliante Stimmen aus größter Nähe in einem Café- Raum zu erleben. Sehr vergnüglich war auch die Schauspielerei, mit einem Requisit, das aus verschieden zusammengesetzen Spanplatten bestand.

Enthusiastischer Applaus!

(Berichtet von Ingelene und Eberhard)

Bericht aus der Projektgruppe „Biografien junger Kriegskinder, ca. 1940 bis 1948“

Von OMA F. per E-Mail:

Eine OMA GEGEN RECHTS berichtete in unserer Projektgruppe ‚ Biografien junger Kriegskinder, ca. 1940 bis 1948‘  von ihren ersten Lebensjahren in Berlin, Schlesien, Potsdam und Hamburg unter Bombenalarmen, Mangelernährung, psychischer Überforderung der Mutter, Flucht und Flüchtlingsstatus (Rechtlosigkeit), danach Hunger, extreme Kälte und Obdachlosigkeit in den Nachkriegsjahren anhand sehr detaillierter eigener, auch aufgeschriebener Erinnerungen.

Neben vielen, daraus resultierenden Problemen führte es später auch zum Engagement in der Friedens- und sozialen Arbeit und letztlich zum OMA-Engagement…

Ihr Fazit: Nehmt die Erinnerungen dieser kleinen Kinder (entgegen der damaligen Ideologie) unbedingt ernst. Sie haben sehr viel mitbekommen und aufgesogen und hätten dringend Hilfe zur Verarbeitung gebraucht – das ist äußerst wichtig für den Umgang mit und der erforderlichen Hilfe für heute geflüchtete Kinder in Familien, Kitas und Schulen!“

#WirsindMEHRingdamm – Wintermarkt

Etwa 20 Stände in der Fußgängerzone auf dem Mehringplatz. Bestimmt waren es sogar 25. Kulinarisches aus verschiedenen Regionen der Welt, warme Getränke, Politisches, Kunsthandwerkliches, Weihnachtliches, interkulturelles Bühnenprogramm und auch ein bisschen Gemütlichkeit – zumindest in der Nähe der Feuerschalen.

Die durchschnittliche Verweildauer an unserem Stand mit Flyern und Buttons der OMAS GEGEN RECHTS, handsignierten Exemplaren von Monika Salzers Buch „Warum wir für die Zukunft unserer Enkel kämpfen“, weihnachtlichen Windlichtern und Gebäck war relativ lang, denn wir hatten ein Bastelangebot für Kinder vorbereitet und während die Kinder lustige Teelichthalter bastelten, mussten die Eltern warten. Das Warten verkürzten wir mit Gespräch. So ergab sich u.a. der Kontakt zu den Basisfrauen, vielen vielleicht auch als Grassroots Women bekannt.

Laut war’s, kalt war’s, interessant war’s, unterhaltsam war’s, schön war’s. Nächstes Jahr gern wieder!

Monika Salzer

Glückwunsch an die OMAS GEGEN RECHTS Österreich

Heute ist der 2. Geburtstag der Omas gegen Rechts Österreich. Wir hatten die große Freude, Monika Salzer zu diesem Jubiläum persönlich gratulieren zu können. Am 15.11. las Monika aus ihrem Buch in der Kapelle der Gedächtniskirche vor gut gefüllten Reihen. Am 16.11. nahm sie an unserem Plenum teil. Bei dieser Gelegenheit konnte sie uns bei unserer Plenumsarbeit beobachten und bekam am Ende des Plenums noch Gelegenheit, aus der Wiener Arbeit und von der Struktur der Gruppen zu berichten, was für uns sehr aufschlussreich und interessant war. Bei den Omas darf auch der Spaß nicht fehlen, daher schlenderten wir nach dem Plenum noch in unser „Hauptquartier“ MadaMe und genossen bei einem leckeren Essen Karins Gastfeundschaft. Die Gesellschaft und die Diskussionen mit Monika haben wir als bereichernd empfunden und in allgemeiner Zustimmung eine Vernetzung angeregt.

SOLIDARISCHE GRÜSSE ZUM ZWEITEN GEBURTSTAG DER OMAS AUS DER MADAME-GRUPPE NACH WIEN UND ZU MONIKA SALZER und viel Erfolg im Kampf gegen Rechts.

Würdiges Gedenken – klares Signal gegen Geschichtsrevisionismus, Verschwörungsdenken und Antisemitismus

Etwa 250 Menschen versammelten sich heute auf dem Bebelplatz in Gedenken an die Reichsprogromnacht vor 81 Jahren. Trotz des schlechten Wetters waren auch viele OMAS GEGEN RECHTS gekommen. Am Platz der Bücherverbrennung von 1933 lasen wir Texte von Autoren vor, deren Bücher dort verbrannt oder von den Nazis verboten wurden. Auch die Bücherverbrennung war eine Vorbereitung der Nacht, in der 5 Jahre später die Synagogen brannten. Daran sind wir nicht schuld, aber dafür verantwortlich, dass es nicht wieder geschieht!

Ulla Schneider de Moreno las „Der Graben“ von Kurt Tucholsky.

„Mutter, wozu hast du deinen Sohn aufgezogen?
Hast dich zwanzig‘ Jahr mit ihm gequält?
Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen,
und du hast ihm leise was erzählt?
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Mutter, für den Graben.“

(Auszug)

Wir haben heute viele Gedichte und Prosastücke gehört, wir waren traurig und empört, aber wir haben auch gelacht. Zum Beispiel über die „Wahlesel“ von Heinrich Heine, vorgetragen von Sabine. Das 1855 geschriebene Gedicht ist hochaktuell. Es hat vielen auf dem Platz sehr gefallen und wir wurden gefragt, wo es zu finden ist. Deshalb stellen wir es Euch hier als Download zur Verfügung:  Die Wahlesel

Unser Heine, wie weitsichtig er doch war. In seiner Tragödie „Almansor“ geht es auch um eine Bücherverbrennung, um die des Korans nach der Eroberung des spanischen Granada durch christliche Ritter unter dem inquisitorischen Kardinal Francisco Jiménez de Cisneros 1499/1500 (siehe oben). Der Moslem Almansor ben Abdullah spricht mit Hassan, der verzweifelt gegen die christliche Besatzung kämpft:

Almansor:
Wir hörten daß der furchtbare Ximenes,
Inmitten auf dem Markte, zu Granada –
Mir starrt die Zung im Munde – den Koran
In eines Scheiterhaufens Flamme warf!

Hassan:
Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher
Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.

Die angekündigten Demonstranten aus dem Reichsbürger-Milieu, die „Unter den Linden“ marschieren wollten, ließen auf sich warten. Schließlich kamen sie doch in unsere Nähe und ihnen schallte lauter Protest entgegen. Sie kamen dann nicht mehr weiter. Ich glaube, da haben junge Leute im Weg gesessen.

Ja, es hat geregnet, es war kalt und ungemütlich – aber wir waren zusammen, und wir haben unsere Lieder gesungen und gegen das Vergessen gelesen.

Es war ein würdiges Gedenken und ein klares Signal gegen Geschichtsrevisionismus, Verschwörungsdenken und Antisemitismus, wie auch das Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin schreibt, dass zur Mitmachaktion aufgerufen hatte.

Stolpersteine putzen

Bericht von E.:

Vor ein paar Wochen haben G., Ch. und ich zwischen Görlitzer Bahnhof und Kottbusser Tor viele Stolpersteine geputzt und sehr viele durchweg positive Reaktionen erfahren. Wir waren nur zu dritt, mit Sandwich-Schild, Leibchen, Mütze und Buttons gut kenntlich.

Ich will Euch alle ermutigen es einfach auch zu machen! Unter  https://www.stolpersteine-berlin.de/de/stolpersteine-finden/ findet Ihr die Karte und die Liste mit fast 8000 Stolpersteinen in Berlin (es sind längst viel mehr, aber die Koordinierungsstelle kommt mit dem Liste vervollständigen kaum nach).

Sucht Euch einen Kiez aus, nennt einen Termin und fragt über die Mailingliste, wer mitmacht – drei OMAs sind schon eine Gruppe!

Ch. hat das ultimative Putzmittel hergestellt: 3-4 Esslöffel Salz in ca. 1/4 l Wasser auflösen, 1/4 l billigsten Essig dazu – fertig! Es macht die Steine fast selbsttätig sauber, es gibt kein milchiges Geschmiere, frau braucht nur weiche Lappen zum Abwischen und Polieren. Preiswerter und umweltfreundlicher gehts nicht!

Ich fände es toll, wenn es in den nächsten Wochen viele kleine Putzaktionen gäbe!

Die zwei Bücher „Stolpersteine in Berlin – Kiezspaziergänge“ (herausgegeben von der Koordinierungsstelle Stolpersteine / Aktives Museum) bringe ich zum Plenum mit und leihe sie gern aus.

Stolpersteine - werden von OMAS GEGEN RECHTS BERLIN geputzt