OMAS GEGEN RECHTS Berlin  /  Deutschland-Bündnis
Unteilbar-Route

Mehr als 200 OMAS GEGEN RECHTS BERLIN am Brandenburger Tor / Unter den Linden

#SoGehtSolidarisch

Seht Euch noch einmal den Streckenverlauf der Steh-Demo an! Ganz vorn die OMAS GEGEN RECHTS BERLIN – direkt am Brandenburger Tor. 100 m schaffen wir, sagten wir uns – und zweifelten doch ein wenig. 33 OMAS – mindestens – müssten wir also werden, bei den nötigen 3 m Abstand.

Einige von uns bleiben im Moment rücksichtsvoll weiterhin zu Hause, das Virus ist noch nicht besiegt! Aber es zieht uns auch auf die Straße, wir sehen ja, was auf der Welt und im Land passiert.

SOLIDARITÄT ist uns wichtig, mit den Geflüchteten, die auf griechischen Inseln in Lagern auf das Weiterkommen warten. Mit denjenigen, die mit den Auswirkungen der Coronakrise kämpfen, mit den von Rassismus betroffenen Menschen hier und anderswo … Die Liste derjenigen, die unsere Solidarität brauchen, ist lang!

Wir haben heute den Abstand eingehalten. Wir trugen Mundschutz, wir haben nichts skandiert und auch nicht gesungen. Was wir zu sagen hatten, stand auf unseren Schildern.

Aber die Bänder, die wir vorbereitet und geschnitten haben, haben nicht gereicht.  100 Bänder waren zu wenig! Wir mussten bei unseren Nachbarn „Fridays for Future“ Nachschub holen. Viele junge Leute waren heute mal „OMA GEGEN RECHTS“, sie hielten unsere Schilder und auch eines unserer Transparente. Wir waren etwa 200 OMAS und unsere Kette zog sich auch um den Pariser Platz.

Danke an alle, die sich mit uns auf die Straße gestellt haben!  Danke an die Anwohner*inneninitiative für Zivilcourage gegen Rechts, Danke an Fine und ihre Freundin, Danke an unsere OrdnerInnnen, an die WhatsApp-Gruppe „unteilbar“, danke an die OMAS, die unser Transparent gehalten haben – trotz der Hitze, danke an unsere „OPAS“ für die Unterstützung. Danke für das Malen von besonderen Schildern, Danke für den Radio-Lautsprecher von „Die Globale“ e.V., danke OMAS, dass Ihr gekommen seid und dass Ihr alle durchgehalten habt. Ihr habt heute dafür gesorgt, dass wir alle ein wenig optimistischer in die Zukunft gucken können.

Wir sind ein Teil von #unteilbar – und so wie heute, so #SoGehtSolidarisch.

Maja

PS. Kaum zu Hause, da erreichte mich eine E-Mail mit einem Foto im Anhang. Die E-Mail lautete: „Die Beiden auf der Suche nach den OMAS“  Viele Grüße Heidi / Wer die Beiden sind? Na schaut mal die Fotos an.

#Unteilbar #SoGehtSolidarisch

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OMAS GEGEN RECHTS BERLIN

Abstand halten gegen Rechts …

Auch am Sonnabend beteiligten sich OMAS GEGEN RECHTS BERLIN an den Gegenprotesten zu den Versammlungen des Sammelsuriums aus Verschwörungsmytikern, Impfgegnern, rechtsextremen Videobloggern,  Corona-Virus-Leugnern, Neo-Nazis, Neurechten, Reichsbürgern, Verwirrten und anderen.

Wir standen mit jungen Leuten an der Straßenkreuzung an der Oderberger Straße.  Bevor es losging mit dem stehenden Protest – Abstand haltend und mit Mundschutz – fotografierte die Polizei noch alle Transparente: Sicher ist sicher.

Wir bekamen „Besuch“ von mehreren antifaschistischen Fahrraddemos, die bei uns und mit uns Pause machten. Über das Mikrofon des mitfahrenden Lautsprecherwagens konnte OMA Annette alle OMAS GEGEN RECHTS grüßen.  (Der Gruß gilt weltweit!)

Ja, wir haben uns auch die „Anderen“ angesehen. Die, gegen die wir protestierten. Die saßen dicht an dicht (!) im Mauerpark. Wir haben auch eine Weile zugehört. Aber Annette hatte zunehmend mit Übelkeit zu kämpfen, sie verträgt deren Sprüche nicht: „An Masern ist noch kein Kind gestorben“, „Bill Gates hat sein Geld von Gott“, „Coronadiktatur“, „Faschistisches Regime“… 

Danke an die Antifaschist*innen, die dort mit ihrem Transparent standen: „Statt Verschwörungswahn und rechter Hetze – Lager öffnen Pflege stärken“. #Mauerpark

Am Falkplatz gab es ebenfalls einen Protest gegen die von der „Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand“ (Widerstand2020! – siehe Volksverpetzer/OMAS GEGEN RECHTS)  angemeldeten „Hygiene-Demos“.  Wir haben Reptilien gesichtet, die sich später auch unter die Verwirrten vom Rondell mischten und Aufklärung versuchten. Es lebe die Kunst!

Abschluss unseres Mauerparkspaziergangs: Die beeindruckenden Bilder von EME FREETHINKER – besonders das von GEORDE FLOYD – werden uns im Gedächtnis bleiben.

#George Floyd

 

 

Danke für…

8. Mai 2020, Bericht von S.

Heute, am 8.Mai 2020, 75 Jahre nach der Befreiung Berlins, waren wir als kleine OMA-Gruppe zu dritt, am sowjetischen Ehrenmal in Treptow; zusammen mit vielen anderen Menschen, Alten und Jungen, denen es ein Anliegen war, am heutigen Tag „Danke“ zu sagen.

Eine von uns Dreien hatte folgenden Satz vergrößert, auf Papier ausgedruckt und mitgebracht: 

"Danke für 75 Jahre Demokratie und Frieden“
„Danke für 75 Jahre Demokratie und Frieden“

Wir legten diesen Ausdruck zusammen mit unseren Blumen zu Füßen der Skulptur Mutter Heimat nieder. Danach entwickelte sich zwischen uns Dreien (ost- und westsozialisierten Frauen) ein gutes Gespräch. Stimmt dieser Satz denn so für beide Systeme, die damalige BRD und die DDR? Das fragten wir uns und auch, wie die Reaktion von anderen Besuchern auf diesen Satz sein könnte.

Auf unserem Rückweg kamen wir wieder an der Skulptur vorbei und schritten kurzer Hand zur Tat.  Jetzt lautet der Satz:

„Danke für 75 Jahre Frieden“

So stimmt es jetzt für uns – denn wir fanden es wichtig, dass möglichst alle Besucherinen und Besucher am heutigen Tag diese Aussage mit uns teilen können.

Ich habe nie in meinem Leben auf einer Barrikade gestanden

Der spannende Lebensweg von B. ist uns OMAS aufgrund ihrer Texte wohl bekannt. Bei unseren monatlichen Zusammenkünften hört man so manche Mut machende Lebensgeschichte. Wenn ich von solchen Veranstaltungen nach Hause fahre, frage ich mich mitunter, was ich selber zu erzählen hätte. Ich habe in meinem Leben nie auf einer Barrikade gestanden. Die einzige Demonstration, die ich 1989 selber initiiert habe, vor dem Karschhaus in Düsseldorf, vergleichbar mit dem KDW in Berlin, war ein Aufruf, die demokratischen Kräfte in der ehemaligen DDR zu unterstützen Diese Demonstration hatte eine Wirkung, die gegen Null ging. 

Es ist nicht so sehr die Politik, als viel mehr mein Lebensweg, weshalb ich mich den OMAS angeschlossen habe.

Als dritte Tochter lebenslustiger Rheinländer wurde ich nach dem Krieg in Krefeld am Niederrhein geboren. Als ich 12 Jahre alt war, heiratete meine Schwester einen Spanier, und fortan gehörte eine riesige spanische Familie zu uns. Bei den Familienfeiern bemerkte ich, dass die spanische Familie geteilt war in Andalusier und Katalanen. Manchmal sprachen die Katalanen untereinander in ihrer Landessprache, was die Andalusier heftig erboste. Jahre später kam eine italienische Familie dazu, dann ein Österreicher und zum Schluss ein Türke mit seiner großen Familie. Um ein Haar wäre auch ein Norweger dabei gewesen, was ich gut gefunden hätte, denn ich war der Meinung, dass Südeuropa bei uns überrepräsentiert war. Mein um Harmonie besorgter Vater übertönte allzu heftige Debatten mit dem rheinischen Appell: Mensch bleiben!

Während meiner gesamten beruflichen Laufbahn als Krankenschwester an der Uniklinik habe ich mit Menschen aus Gesamteuropa, Asien, Afrika und Südanerika zusammengearbeitet. Es gab Liebesgeschichte und Trennungen, große und kleine Feiern, wir waren beruflich und privat eng beieinander.

Verrückterweise bin ich in der Weltstadt Berlin mehr unter Deutschen als jemals zuvor. Aber bei den Schulfeiern der Enkelkinder ist doch wieder die ganze Welt versammelt, worüber mir das Herz aufgeht.

Ich bin bei den OMAS, weil ich die dummen Reden der Rechten aus tiefster Seele hasse.

Wie ihr sicher schon bemerkt habt, bin ich ein schwärmerischer, vergrübelter Typ, was in der Familie oft mit Spott kommentiert worden ist. Doch meine Freundinnen kommen gut mit mir zurecht, nach dem Motto: Es muss auch solche Käutze geben.

Liebe Grüße, und bleibt alle gesund,

Inge

 

Lessons learned? – Reflektion einer „OMA gegen Rechts“ – Meinung

Ich schreibe nicht Neues, wenn ich über gegenwärtige globale Umbrüche und ihre Konsequenzen nachdenke. Die Erkenntnis , dass Geldströme, Digitalisierung, Klimawandel, Flüchtlingsbewegungen und jetzt das Corona-Virus keinen Grenzen unterworfen sind, lässt mich über unsere Positionierung als „OMAs gegen Rechts“ zur Abschottung und Eingrenzung durch rechtes Denken und Handeln nachdenken.

Während die weltweite Finanzkrise vom Normalbürger als nicht bedrohlich, da sie ja schnell durch staatlichen Bankenschutz abgewendet wurde, Digitalisierung als Mittel einer günstigen Kommunikation wahrgenommen wird, ohne sich der möglichen Datenkontrolle durch „big brother“ bewusst zu sein, erschien mit den Asyl- und Migrationssuchenden die Wirtschaftswunderidylle gerade im vereinten Deutschland gestört zu sein und erlaubte es verstärkt, bisher nur stammtischfähige Parolen in die oft geneigte Öffentlichkeit zu bringen. Und nun kommt noch eine weltweite, gefährliche Virenseuche hinzu, die aus dem fernen Ausland über uns hereinbrach. Dieses Argument scheint in der rechten Szene noch nicht gesellschaftsfähig geworden zu sein, denn sie hält augenblicklich „die Füße unterm Tisch“.

Doch lassen wir „OMAs gegen Rechts“ uns nicht täuschen: Augenblicklich überwiegt bei uns allen die Angst vor einem unbekannten Angreifer, da ist ein lebensrettendes Medikament und eine besonnene Regierung wichtiger, als das Augenmerk wieder nach außen zu richten. Das wissen AFD und Konsorten sehr gut. Doch hüten wir uns vor starken Führern, die uns auf Dauer zeigen, wo`s lang geht! Beobachten wir aufmerksam, wie behutsam mit unserer Meinungs- und Versammlungsfreiheit umgegangen wird!

Wertschätzen wir die Vielfalt der Meinungen demokratischer Parteien und Institutionen, die Religionsfreiheit und unser Recht, unsere Meinung wo auch immer vertreten zu können. Wir Älteren und Alten sind nicht klüger als die Jüngeren, aber vielleicht ziehen wir Vergleiche aus gemachten Erfahrungen, die unseren Argumenten Glaubwürdigkeit verleihen. Unser aller Freiheit ist nicht grenzenlos, sie endet da, wo die Freiheit aller Mitmenschen beginnt, man nennt das Solidarität. Und diese Freiheit endet nicht an deutschen Grenzen!

Herzlich, Ulla Schneider de Moreno

WAS WÄRE…

Was wäre …

  • wenn wir uns der Bedeutung des Begriffes „Worthülsen“ bewusst werden? Ihr Inhalt kann Sprengkraft enthalten wie „America first“ oder „Ich bin stolz darauf ein Deutscher zu sein“. Als Folge sollten alle Populisten die von ihnen gewünschte Mauer bauen und sich darin einigen, wir alle anderen könnten frei sein,
  • wenn Spendengelder für humanitäre Zwecke nicht in Politikerkreisen der Zielländer versacken würden und Spenderländer mutig zum transparenten Nachweis aufforderten,
  • wenn reiche Länder nicht Waffen und bereits steuerabgeschriebene Produkte in Entwicklungsländer exportierten und damit noch einmal ihren Reichtum mehrten, 
  • wenn der Mediziner Assad und der Pädagoge Höcke, beide qua Beruf dem Wohle der Menschen verpflichtet, ein Abkommen träfen, den Flüchtlingen ein Zurückkommen in ein befriedetes Syrien sowie den Verbleib in einem reichen Deutschland erlaubten,
  • wenn Kindern dieser Erde das Recht auf Bildung universell zustände, Geld dafür ist reichlich vorhanden,
  • wenn „CumEx“-Geschäfte international strafrechtlich verfolgt würden, damit ließe sich das Recht auf Bildung finanzieren,
  • wenn wir alle uns der Verantwortung des Schutzes der Schöpfung bewusst wären und es nicht bei klugen Reden zum Klimaschutz bliebe,
  • wenn Soldaten nicht Dienst an der Waffe, sondern Dienst am Menschen leisteten,
  • die 50% unserer Spezies gleiche Recht und gleiche Möglichkeiten zur Entfaltung hätten:  Ich grüße meine katholische Kirche sowie alle Populisten und Traditionalisten dieser Welt,
  • wenn Visionen zum guten Überleben aller zur Maxime würde,

dann gilt: DAS wird man doch wohl noch sagen dürfen!

                                                                       Ulla Schneider de Moreno

 

Wie der Hass entsteht

Ich bin immer noch wütend. Die „eine Nacht darüber schlafen“ habe ich absolviert. Noch eine draufgelegt.

Am Freitagnachmittag versammelten sich in der Kirchstraße in Rosenthal (Stadtbezirk Pankow) Menschen, die zwei unterschiedlichen Einladungen gefolgt waren.

In der Kirchstraße 69 sollen Wohnungen entstehen. Vorgesehen ist der Bau von mehreren dreigeschossigen Gebäuden mit rund 62 Wohnungen, in denen bis zu 321 Menschen leben können.

  • Das Land Berlin hat im Februar 2016 den Bau von sogenannten Modularen Unterkünften für Geflüchtete (MUF) in ganz Berlin beschlossen. Es handelt sich um Wohnhäuser, die zunächst von Geflüchteten bewohnt werden sollen, die noch in Erstaufnahmen, Gemeinschaftsunterkünften oder provisorischen Wohncontainern leben.
  • Auch die Kirchstraße 69 in Rosenthal wurde als ein Grundstück für die Errichtung solcher in modularer Bauweise zu errichtenden Häuser ausgewählt.
  • Die GESOBAU ist der Bauherr und plant im Auftrag des Landes Berlin den Bau der neuen Wohnhäuser (MUF).

Natürlich gibt es Informationen zum Bauvorhaben und natürlich gab es auch eine Informationsveranstaltung für Anwohner.

Nun aber hatte der AFD-Bundestagsabgeordnete Götz Frömming Anwohner mit einem Flyer zu einem Gespräch vor Ort über die geplante Geflüchtetenunterkunft eingeladen. Er unterließ es jedoch zu erwähnen, dass er der AFD angehört und betitelte sich als „Ihr Pankower Abgeordneter im Bundestag“. Mein Abgeordneter ist das nicht – ich lebe seit mehr als 50 Jahren in Pankow und habe ihn nicht gewählt.

Ein breites Bündnis (u.a. Grüne, SPD, LINKE, Pankower Frauen gegen Rechts) hatte kurzfristig zu einer Gegenkundgebung „Geflüchtete sind in Rosenthal und Pankow willkommen“ aufgerufen. 

Während die Protestveranstaltung in 100m Entfernung abgehalten wurde, versammelte sich vor dem Baugrundstück eine Gruppe Menschen, deren Ansichten bei den meisten nicht auf den ersten Blick zu erkennen war.  Eine Frau trug allerdings einen Button: OMAS GEGEN RECHTS.  Danke dafür!

Es wurde diskutiert  – heftig.

„Hier sollen Wohnungen für Geflüchtete her, was haben Sie denn dagegen?“

„Die sollen bleiben, wo sie jetzt sind oder nach Hause gehen, da ist doch gar kein Krieg mehr in Syrien.“

„Jetzt kommen keine Syrer mehr, nur noch Bimbos. Die wollen wir hier alle nicht!“ Und auf Kritik hin: „Ich sage Bimbo zu denen, so lange ich will.“  Ja, er bekam einiges zu hören, seine rassistischen Äußerungen blieben nicht ohne Widerspruch. Aber die Mehrheit der Anwesenden stimmte ihm zu.

Der AFD Abgeordnete Götz Frömming kam mit zahlreichen anderen AFD-Kadern. Unter anderem begleiteten ihn Herbert Mohr  und Christian Bucholz.

Frömming erklärte, dass die GESOBAU – der Bauherr – eine AG ist und auf diese Weise versuche, an weiteres Eigentum zu kommen. Er erklärte zutreffend, dass die Gesellschaft zu 100% im Besitz des Landes Berlin ist, tat aber so, als würde bei den geplanten Unterkünften gemauschelt. Er bezweifelte, dass es sich um eine zeitlich begrenzte Nutzung durch Geflüchtete handeln würde und verwies auf die aktuelle Lage an der türkisch-griechischen Grenze, es drohe eine weitere „Flüchtlingswelle“. 

Was sonst noch von der AFD kam, muss ich aus dem Gedächtnis wiedergegeben: Wenden Sie sich an uns, wir machen dann Anfragen ans Abgeordnetenhaus. Wir wissen zwar, dass die lügen, aber dann fragen wir erneut nach! (Zwischenruf aus der Runde der Versammelten: Lernen Sie erst einmal, Anfragen zu machen!). Melden Sie uns, wenn die Flüchtlinge da sind, wenn sich da Personen aufhalten, die da nicht hingehören! Wir, die AFD sind die Bürgervertreter, die Sie als Anwohner ernst nehmen. Der Bau hier verstößt gegen den Klimaschutz. Glauben Sie nicht an eine Nachnutzung, die wird es hier nicht geben. Der Platz ist nicht geeignet, Außenbereich – da dürfen später gar keine normalen Mieter wohnen. Das seien ohnehin meist keine echten Flüchtlinge nach der Genfer Konvention usw.

Nein, nicht alle Anwohner jubelten den AFD-Agitatoren zu – aber es waren eindeutig zu viele. Die Bebauung käme einer Enteignung gleich, die Grundstückspreise würden um die Hälfte sinken. Es sei dann gefährlich, man könne sich nicht mehr sicher fühlen. Es gäbe dafür nicht genug Parkplätze. Es müsse endlich Schluss sein, die meisten seien illegal hier, Deutschland könne nicht alle aufnehmen. Die seien ja alle untergebracht und könnten dort, wo sie jetzt sind, bleiben. Oder dahin, wo mehr die Roten und die Grünen gewählt werden. In die Stadt, statt an den Rand. Das werde ein Ghetto und so weiter und so weiter…

Die, die widersprachen, wurden von der AFD gleich einsortiert: Die Antifa hat hier geschultes Personal eingeschleust.  Offenbar waren unsere Argumente gut. Und nein, wir kannten uns nicht. Und ja, wir waren alle von der ANTIFA – Antifa ist keine Organisation, sondern eine Haltung. Ich bedanke mich bei allen, die ich dort getroffen habe und die widersprochen haben: Dem Vater mit dem Kind auf dem Arm, der Gruppe aus einem Jugendtreff, dem Gymnasiasten, der zufällig vorbeikam und sich einmischte, der jungen Frau, die das Schild „Wir lassen uns nicht trockenlegen – die Zivilgesellschaft“ dabei hatte, den beiden OMAS GEGEN RECHTS mit Button und allen anderen, die von den AFD Kadern zum geschulten Personal gezählt wurden.

Vielen Dank auch an: Pankower Frauen gegen Rechts, Omas gegen Rechts, JUSOS, VVN-BDA, LINKE, Grüne und alle nicht organisierten Menschen, die sich einmal mehr der Verrohung und dem Hass entgegenstellten.

 

Persönlich: Morde in Hanau

Eine Freundin schickte mir eine Nachricht: „Habe gerade an Aziz geschrieben – ob es ihm (in Hanau) gut geht…“

Ich antwortete mit: „Okay.“

Aziz ist ein gemeinsamer Freund und Kollege. Ab und zu übersetze ich mit Übersetzungs-Programmen seine Artikel in türkischen oder kurdischen Zeitungen ins Deutsche. Aziz musste die Türkei verlassen. Weltweit äußern sich der zunehmende Rassismus und wachsende Nationalisierung auch in Gewalt und Verfolgung gegenüber Journalisten. Zu denen, die das am eigenen Leibe erfahren haben, gehört auch der kurdisch-alevitische Schriftsteller und Widerstandskämpfer Aziz Tunç.

Er ist Journalist und Schriftsteller.

Azis  erlebte das Pogrom von Maraş, auch Kahramanmaraş-Massaker genannt – es ereignete sich vom 19. bis zum 26. Dezember 1978 – als Augenzeuge und er hat darüber geschrieben. In seinem Buch „Töte Du mich. Maras 1978“ hat er detailliert die Ermordung von 99 Personen nachrecherchiert.

Aziz lebt im Exil.

In Hanau.

Meine Freundin antwortete auf mein „Okay“:  „Er hat geantwortet, geht ihm gut. Er kannte jemanden von den Opfern.“

Erst in diesem Moment habe ich begriffen, dass in Hanau etwas passiert sein muss und die Nachrichten über Hanau gelesen.

In Hanau wurden 11 Menschen, viele von ihnen mit Migrationshintergrund, von einem Rechtsradikalen erschossen. Mehrere weitere Menschen wurden verletzt. Ein Massaker. Angerichtet von einem Mann, der offensichtlich aus rechtsradikalen, rassistischen Motiven handelte.

Ich denke an die Familien der Opfer, ihre Freunde und an Aziz.

Die OMAS GEGEN RECHTS werden gebraucht.